Stichwort Naturheilkunde
Schon der Blick ins Branchenverzeichnis zeigt die große Vielfalt ihrer verschiedenen Methoden. Von Chiropraktik über Pflanzenheilkunde bis zur Bioresonanztherapie gibt es eine ganze Reihe von Verfahren, mit denen die HeilpraktikerIn Krankheiten behandelt. Wo liegen nun eigentlich die Anfänge der Naturheilkunde, welchen Wandel, welche Entwicklungen hat sie durchgemacht? Ihr Ursprung liegt in der so genannten Säftelehre des griechischen Altertums, die davon ausgeht, dass eine fehlerhafte Mischung der Körpersäfte – Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle – Voraussetzung für das Entstehen aller Krankheiten ist.
Dieses Vorstellungsmodell, in das von Beginn an die Pflanzenheilkunde integriert war, erwies sich zunächst als äußerst erfolgreich: Lange Zeit gingen sowohl HeilbehandlerInnen aus dem Volk als auch wissenschaftlich-universitäre ÄrztInnen von diesen Grundvorstellungen aus. Erst als RUDOLF VIRCHOW im Jahr 1858 die Zellularpathologie begründet hatte – danach ist die Ursache jeder Krankheit eine Störung in den Lebensvorgängen der Zelle -, gingen akademisch-ärztliche Medizin und Naturheilkunde in ihren Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit getrennte Wege.
Im Verlauf des gesamten 19. Jahrhunderts bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts hinein gestaltete sich – auch als Reaktion auf die neue universitäre Wissenschaftlichkeit der Medizin – eine bedeutsame Entwicklung der Naturheilbewegung (Naturheilkunde-Bewegung) in ganz Europa. Sie wurde vor allem geprägt durch medizinische LaienbehandlerInnen, deren Namen zum Teil auch heute noch in aller Munde sind: JOHANNES SCHROTH, SEBASTIAN KNEIPP oder LORENZ GLEICH sind einige von ihnen.
Von GLEICH stammt auch folgende Grundsatz-Definition „Naturheilverfahren anwenden heißt: Heilen ohne Arzneistoffe und ohne Blutentziehung, mit Kälte und Wärme, Trinken kalten Wassers, Umschlägen, Diät, frischer Luft und einer naturgemäßen Lebensweise“.
Nach und nach wurden der Naturheilkunde immer mehr andere Heilverfahren zugeordnet, auch wenn diese nicht notwendigerweise den Grundsätzen der Naturheilkunde-Bewegung entsprachen und aus völlig verschiedenen Kulturkreisen stammen. Der Begriff Naturheilkunde wurde zu einer übergeordneten Bezeichnung für alle Diagnose- und Heilverfahren, die nicht schulmedizinisch begründet sind. Allgemein zeigt die Entwicklung der letzten Jahre ein wachsendes Interesse und eine zunehmende Akzeptanz in der Medizin, Bevölkerung und Politik.
Heute werden an Stelle des Begriffs „Naturheilkunde“ häufiger auch Begriffe wie „Alternativmedizin“, „Komplementärmedizin“ oder „Unkonventionelle Medizinische Methoden (UMM)“ verwendet.
Kommen wir zu der Frage: Wer kann HeipraktikerIn werden?